Am Anfang war ein Ordner oder eine Reise nach Fantasien

By Kurt Schiesser

Es war einmal ein Ordner. Endlose Zeiten vegetierte er in Bücherregalen vor sich hin.  , beherbergte Akten und Dokumente, wunwichtige oder wichtige. Ihm war es einerlei, doch etwas anderes schien ihn vehement zu störe: seine eintönige Aufmachung, seine Alltäglichkeit, seine Uniformität,die keinen Raum lisst für Experimente, für Individualität und Eigenleben....
... doch eines Tages traf eben jener individualistisch denkende Ordner Lydia Kobler und mit dieser Begegnung veränderte sich sein Leben von Grund auf, füllte sich mit Farbe und Form, mit Ausdruckskraft und Einzigartigkeit. Stolz präsentiert er sich, und seine Freude litt nicht im geringsten, als er herausfand, dass er sich nicht der einzige war, denn Lydias Schäpferkraft steht für Exklusivität und Grenzenlosigkeit.
Abstrakte, teils surreal anmutende Motive wechseln sich ab mit schlichten, eher realen Desings, zeugen von einem unbändigen Drang zur Freiheit – vielleicht ein von ihrem Leben in Bulgarien genährter Drang, Grenzen zu sprengen, sich in keine Schemen pressen zu lassen.
Stillosigkeit als Stil: Ob im Wechsel der Farben, im Spiel mit verschiedensten Motiven, von stilisierten Landschaften bis hin zu expressionistischen, teils surrealen Einflüssen: Die junge Bulgarien lässt sich nicht von Stilrichtungen einschränken – Freiheit als oberstes Gebot.
Und um dem ganzen die Krone aufzusetze, stürmt Lydia Kobler auch noch die Grenzen der Zweidimensionalität, schafft nicht nur Flächen sondern Räume, trägt dicke Farbschichten auf und verleiht dadurch ihren Werken reliefartige Wirkungsmomente, Raum, Tiefe: Lydias Kunst  sprengt nicht nur das Konzept der Stilrichtungen, sondern dringt auch ein in die Räumlichkeit und schafft somit Freiraum, geistigen Freiraum für Ausflüge in eigene Fantasien, in eigenen Welten.

WRITEN BY      Kurt Schiesser – Winterthur, Switzerland - 1998

PHOTO IMAGE  Search the Form – 18, Papier –Mache on Display Folder, 1997